Sehr geehrter Herr Dr. Röttgen,

mit Verwunderung haben wir Ihren Auftritt bei der Sendung „Anne Will“ am 07.06.2020 zur Kenntnis genommen. Als Frau EL Quassil etwas unbeholfen versucht hat, Polizeibeamte als ein gewisses „Klientel“ oder „Milieu“ darzustellen, das sich nach Hierarchien und Strukturen sehnt und somit ein Bild  von Polizistinnen und Polizisten zeichnen wollte, welches nicht weit von unreflektierten, gleichgeschalteten Staatsschergen entfernt ist, war Ihre Reaktion, dass Sie Frau EL Quassil Recht gaben und   zweimal wiederholten, dass Sie dies nicht bestreiten wollten um sich dann noch dahingehend zu steigern, dass es „dies“ auch in bestimmten „Strukturen“ gäbe.

Zusammengefasst haben Sie mit ihrem Auftritt suggeriert, dass der Typ Mensch, der zur Polizei geht für Strukturen und Denkweisen autoritärer Regime besonders empfänglich sei. Abgesehen davon, dass ich eine Typisierung von Menschen anhand ihrer Berufswahl als ähnlich befremdlich empfinde, wie anhand Ihrer Hautfarbe, kann ich Ihnen versichern, dass dem nicht so ist.

Sie haben aus Gründen von vermeintlicher Mediengefälligkeit nicht nur eine Kernwählergruppe der CDU diskreditiert, sondern in einer Diskussion über Polizeigewalt ohne Polizeibeteiligung an einer tragenden Säule des Rechtsstaates gesägt, die sich bislang stets eines festen Rückhalts innerhalb der CDU erfreuen konnte.

Ich selbst unterrichte junge Nachwuchskräfte an der Polizeihochschule in Berlin und versuche diese stets für politisches Engagement zu begeistern.

Die Reaktionen meiner Studentinnen und Studenten auf die sonntägliche Sendung waren verheerend, denn das zentrale Motiv ihrer Berufswahl ist es dem Rechtsstaat zu dienen, der sich schützend vor Minderheiten stellt und Diskriminierungen die Stirn bietet.

Ich möchte  Sie einerseits bitten, dass Sie, als Kandidat für den CDU Parteivorsitz, zukünftig die Unterstützung  unserer Partei für die Organe des Rechtsstaates und ihre Bediensteten nicht als argumentative Verhandlungsmasse in eine stark tendenziöse Talkshowrunde einbringen, um einen gefälligen Kamerakonsens zu erwirken, zum anderen würde der Vorstand des Polizeiarbeitskreises der CDU Berlin Sie gerne im Herbst, unter Coronavorbehalt, zu einer Diskussionsrunde in die Landesgeschäftsstelle der CDU Berlin einladen und mit Ihnen innenpolitische Themen und Ihre Ansichten zu diesen diskutieren. Für Terminvorschläge Ihrerseits im Oktober in der Zeit zwischen 19.00h und 21.00h sind wir offen.

Mit freundlichen Grüßen
Sebastian Voigt Mitglied des Vorstandes